Geschichte

VERGANGENHEIT UND GEGENWART
Wie alles begann
Die katholische Bildungsstätte Haus Maria Rast in Euskirchen-Kreuzweingarten gruppiert sich um ein altes Herrenhaus, das laut Giebelinschrift 1899 fertig gestellt wurde. Erbauer war Max von Mallinckrodt. Die Familie von Mallinckrodt entstammt einem alten westfälischen Adel, dessen Stammsitz bei Wetter an der Ruhr liegt. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entschied sich ein Familienmitglied, dem Landleben den Rücken zu kehren und in die Stadt Dortmund umzusiedeln. Dort wollte er als Patrizier seinen Geschäften nachgehen. Das wurde von den überwiegend protestantischen Bürgern erst erlaubt, als er den Adelstitel ablegte und zum Protestantismus konvertierte. So begann die protestantische Linie dieser Adelsfamilie, der auch die 1985 seliggesprochene Ordensschwester Pauline von Mallinckrodt entstammt. Von Dortmund aus entwickelte die Familie von Mallinckrodt eine Vielzahl kaufmännischer und wissenschaftlicher Aktivitäten. Sie hatte Rang und Namen, sowohl in Politik und Gesellschaft als auch im frühindustriellen Unternehmertum.

Im 19. Jahrhundert lag der Hauptwirkungskreis der Familie von Mallinckrodt in Köln. Sie gehörten zu den angesehenen und reichen Patrizierfamilien Kölns. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog es zwei der reichen Kaufmannssöhne von Köln aufs Land. Sie wollten wieder so leben wie ihre Vorfahren. Paul von Mallinckrodt kaufte das Schloss Wachendorf in Antweiler bei Mechernich; sein Bruder Max erwarb in Sichtweite von Schloss Wachendorf ein Anwesen und ließ dort nach eigenen Plänen von einer Euskirchener Firma ein herrschaftliches Haus bauen. Nach der Flurbezeichnung wurde dieses Herrenhaus „Haus Broich“ genannt. Der herrliche Park wurde ebenfalls von Max von Mallinckrodt entworfen.        

1899 heiratete er Cordelia Merrem, die aus einer vornehmen Familie aus Köln stammte und bezog mit ihr das Haus. Am Haupteingang sind die Wappen der beiden Familien zu sehen: drei Ilex-Blätter mit einer Beere in der Mitte und das goldene Merremsche Wappen mit einem angedeuteten Mühlrad.

1908 nahm die Familie Mallinckrodt wieder ihren Adelstitel an, nachdem Kaiser Wilhelm II. dies urkundlich bestätigt hatte. Die Landadel-Idylle der Familie von Mallinckrodt wurde durch den Ersten Weltkrieg kaum, dafür umso mehr durch den Zweiten Weltkrieg gestört. Der einzige Sohn des Ehepaares, Gerd von Maillinckrodt, wurde zum Militär eingezogen und galt gegen Kriegsende als vermisst. Die einzige Tochter, die jung vermählt war, starb nach kurzer Krankheit. Frau Cordelia von Mallinckrodt litt unter einer schweren Krankheit, und noch während des Krieges starb das Ehepaar. Weil die Alliierten im angrenzenden Wald deutsches Militär vermuteten, flogen sie Silvester 1944 einen schweren Angriff auf das Anwesen und belegten das Haus und die Umgebung mit einem regelrechten Bombenteppich. Dabei gab es Tote und Verletzte. Das Haus war unbewohnbar geworden, und seine Bewohner zogen in das nahe gelegene Forsthaus um.

Nach dem Ende des Weltkriegs kam Gerd von Mallinckrodt aus der Kriegsgefangenschaft zurück, und es begann sich eine neue Geschichte von Haus Broich abzuzeichnen. Nach der Hochzeit mit Hanna Pehle, die aus einer befreundeten Euskirchener Familie stammte, suchte das Ehepaar von Mallinckrodt für das stark beschädigte Herrenhaus einen neuen Besitzer. Sie selbst wollten dort nicht mehr einziehen. Das Forsthaus, in der Nähe gelegen, wurde ihr neuer Wohnsitz.

Eine neue Ära
Die Schönstätter Marienschwestern, die 1946/47 eine Niederlassung für die neu gegründete norddeutsche Provinz suchten, wurden auf Haus Broich aufmerksam gemacht und konnten mit Herrn Gerd von Mallinckrodt einen Kaufvertrag abschließen. Ihm fiel es nicht leicht, einen Teil seines Anwesens zu verkaufen. Doch von Anfang galt, sich gegenseitig zu unterstützen und in guter Nachbarschaft zu leben. Das hat bis heute Gültigkeit. Der Aufbau des teilweise zerstörten Hauses war in der Nachkriegszeit mühsam und nur mit Gottes Hilfe möglich.

Am 21. Juni 1948 zogen die ersten Schwestern in notdürftig hergerichtete Räume ein und sorgten, dass alles für die Eröffnung des Provinzhauses fertig war. Bald wurde ein neuer Name für das Haus gefunden: Maria Rast. Diese Bezeichnung prägt die Katholische Bildungsstätte, die vielen Menschen eine Oase bietet, einen Ort, der sie zur Mitte ihres Leben finden lässt.

Der Gründer der Schönstatt-Bewegung, Pater Joseph Kentenich, begleitete die Pionierarbeit von Anfang an. Durch seine Anregung entstand das Schönstattheiligtum, eine Marienkapelle, die durch ihn am 2. Juli 1950 eingeweiht wurde. Von Anfang an kamen Wallfahrer und Besucher, die hier eine Heimat fanden und neue Glaubensfreude erlebten.

Das Herrenhaus war für die wachsende Gemeinschaft bald zu klein. Trotz der Anbauten musste der Provinzsitz 1960 nach Borken/Westfalen verlegt werden. Maria Rast wurde bis 1980 als Mütterkurheim genutzt und ist seitdem eine katholische Bildungsstätte, zu der jährlich mehrere tausend Menschen kommen, die an Veranstaltungen teilnehmen. Das Schönstatt-Heiligtum ist für viele zu einer Wallfahrtsstätte geworden. Mitglieder der Schönstattbewegung haben in Maria Rast eine Heimat.
Die Marienschwestern, die hier wohnen und arbeiten, beten in den Anliegen all derer, die bei der Muttergottes Hilfe und Antwort suchen. Sie möchten durch ihr Gebet und ihre Offenheit für die Nöte aller Menschen dazu beitragen, dass sich die Herzen Vieler für den christlichen Glauben neu entzünden.

Pater Josef Kentenich bei der Einweihung des Schönstatt-Heiligtums am 2. Juli 1950